Bücher Festschrift
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Mitt. Arb.gem. ostwestf.-lipp. Ent. (Bielefeld) 13 (1997), 131-132:

KÖHLER, F. (Hrsg.) (1997): Beiträge zur Kaferfauna und Koleopterologie im Rheinland. Festschrift zum siebzigjährigen Bestehen der Arbeitsgemeinschaft Rheinischer Koleopterologen (1927-1 997). - Decheniana Beih. 36. 420 S.; Bonn. 

Mit Namen wie Rüschkamp, Horion, Goecke und Hoch und später Cymoreck, Evers, Lucht, Koch, Kolbe und Gräf (und natürlich auch mit denen einer Reihe weiterer prominenter Entomologen) ist die Entwicklung einer der erfolgreichsten insektenkundtichen Vereinigungen im deutschen Sprachraum eng verknüpft. Die Koleopterologen. die heute die Arbeitsgemeinschaft Rheinischer Koleopterologen prägen, sind sicher Garanten nicht nur für die Fortsetzung des Weges, sondern auch für neue Entwicklungen bei der Erforschung der artenreichsten Tiergruppe der Welt. 

1927 wurde die Arbeitsgemeinschaft Rheinischer Koleopterologen in Köln gegründet, bis zum heutigen Tage ist sie formal nur eine Arbeitsgruppe innerhalb des Naturnistorischen Vereins in Bonn, hat aber immer einen eigenständigen Weg verfolgt. Sie hatte sich zum Ziel gesetzt, die rheinische Käferfauna zu erforschen und zu dokumentieren. In den Grenzen der ehemaligen preußischen Rheinprovinz von Saarbrücken im Süden bis in den westfälisch-niederländischen Grenzraum am Niederrhein konnten seitdem etwa 5000 Käferarten nachgewiesen werden, eine Landessammlung wurde aufgebaut, die heute mit unverminderter Kraft und profunden Kenntnissen weiterentwickelt wird, 173 (!) Arbeitstagungen und zahlreiche Gemeinschaftsexkursionen wurden durchgeführt, mit den "Mitt. Arb.gem. Rhein. Koleopterol. wurde eine erfolgreiche und stark expandierende eigene wissenschaftliche Zeitschrift ins Leben gerufen, und der Einsatz neuer Medien wird verstärkt in die Vereinsarbeit einbezogen. Und in diesen 70 Jahren kamen die rheinischen Käferkundler mit nur sechs Vorsitzenden aus! 

Rheinischer Art entsprechend wird auch gerne gefeiert, vor allem Jubiläen liefern entsprechende Begründungen. Die sind dann aber immer auch Gelegenheiten, Rückschau auf Erwähnenswertes und Erreichtes zu halten und dabei den Blick nach vorne zu richten. Genau das hat die Arbeitsgemeinschaft getan, und man muß feststellen, dynamisch und jung steht sie an ihrem 70. Geburtstag da. 

Das Ergebnis ihrer 173. Arbeitstagung ist eine Festschrift, die als Beiheft der Decheniana" im Dezember 1997 erschienen ist. Auf insgesamt 420 Seiten zeigen die folgend aufgeführten neun Arbeiten ein breites Spektrum der vergangenen und gegenwärtigen Äktivitäten: E. WENZEL: 70 Jahre Arbeitsgemeinschaft Rheinischer Koleopterologen; H. BAUMANN: Die Bockkäfer (Coleoptera, Cerambycidae) des nördlichen Rheinlandes; D. EISINGER: Die Käferfauna (Coleoptera) von Forst Lindscheid bei St. Ingbert im Saarland; P. E. STÜBEN: Rüsselkäferzönosen in aufgelassenen Ton- und Sandgruben. Anmerkungen zu Mosaik-Sukzessionen bei der Nutzung des geplanten Naturschutzgebietes Holter Heide bei Brüggen (Col., Curculionoidea); P. SCHÜLE: Kommentierte Artenliste der Laufkafer (Coleoptera, Carabidae) der Holter Heide bei Brüggen am Niederrhein; TH. WAGNER: Die Käferfauna (Coleoptera) des Botanischen Gartens in Bonn; P. SCHÜLE ET AL.: Rote Liste der in Rheinland-Pfalz und im Saarland gefährdeten Sandlaufkäfer und Laufkäfer (Coleoptera: Cicindelidae, Carabidae): E. WENZEL: Die Uferkäferfauna (Coleoptera) der Beyer-Talsperre bei Hückeswagen im Bergisehen Land; F. KÖHLER: Amateurwissenschaft Entwicklung, Beschreibung und wissenschaftssoziologische Analyse am Beispiel der Koleopterologie. 

Mit diesem Werk hat sich die Arbeitsgemeinschaft selbst ein stattliches Geschenk gemacht; das allen Käferkundlern (nicht nur im Rheinland!) sehr zu empfehlende Buch ist zu beziehen bei: Naturhistorischer Verein, Nußallee 15a, D-53115 Bonn. 

Werner Schulze 
 

LÖBF-Mitteilungen (Recklinghausen) Nr. 1/1999, 67:

Käferfauna im Rheinland
F. KÖHLER (Hrsg.), Beiträge zur Käferfauna und Koleopterologie im Rheinland. Festschrift zum siebzigjährigen Bestehen der Arbeitsgemeinschaft Rheinischer Koleopterologen (1927--1997). Bonn (Selbstverlag des Naturhistorischen Vereins Bonn: Decheniana-Beih. 36) 1997, 420 Seiten, 167 Abbildungen, 34 Fotografien, 50,-- DM. (ISSN 0416-833X).

Pünktlich zum siebzigjährigen Jubiläum legte die "AG Rheinischer Koleopterologen" in Bonn eine umfang- und inhaltsreiche Festschrift vor. 

Dem Anlaß entsprechend analysiert Edmund WENZEL einleitend mit Akribie die wechselvolle, aber insgesamt sehr erfolgreiche Geschichte der Arbeitsgemeinschaft seit Felix Rüschkamp. 

Heinz BAUMANN schließt auf 128 Seiten eine Faunistik der Bockkäfer des nördlichen Rheinlandes an. Den Artmonographien der 130 gemeldeten Arten sind u. a. Ausführungen zum Zusammenhang von Waldgeschichte und Bockkäferfauna und zu den Bestandsveränderungen vorgeschaltet. 

Der Band setzt fort mit fünf regionalen und lokalen koleopterologischen Analysen aus dem Jagdrevier" der Arbeitsgemeinschaft, der alten preußischen Rheinprovinz: Dietinar EISINGER analysiert die Käferfauna eines stadtnahen Waldgebiets bei St. Ingbert im Saarland in faunistischer, phänologischer und ökologischer Hinsicht und unternimmt eine Bewertung von Teilflächen aus koleopterologischer Perspektive. Peter STÜBEN vergleicht eingehend die Sukzessionsstadien aufgelassener Tagebaugruben in der Holter Heide hei Brüggen, die von fast vegetationsfreien Abgrabungsflächen bis zu "klimaxnahen" Eichen-Birkenwäldern reichen, hinsichtlich ihrer Rüsselkäferzönosen und stellt die Bedeutung der vegetationsreicheren Ubergangsstadien als Refugialflächen für mobile, sandliebende Arten heraus (31 S.). 

Peter SCHÜLE gibt eine Übersicht über die Laufkäfer desselben Gebietes in Form einer kommentierten Artenliste (mit einer wunderschönen Originalzeichnung von Leistus fulviharbis DEJEAN) und betont den Zusammenhang der überdurchschnittlich hohen Anzahl gefährdeter Arten mit dem reich strukturierten lokalen Habitatmosaik landesweit gefährdeter Biotoptypen (8 S.). 

Thomas WAGNER untersuchte 2 1/2 Jahre lang die Käferfauna des Botanischen Gartens in Bonn (30 S.) und analysiert mit vielfältiger Methodik die faunistisch-ökologischen Besonderheiten dieses Großstadtbiotops (u. a. hinsichtlich Flugfähigkeit, Thermophilie, Totholzelementen, Körpergröße, Spezialisten, faunistisch bemerkenswerten Arten). 

Edmund WENZEL legt auf 71 Seiten eine sehr eingehende Analyse der Uferkäferfauna der Beyer-Talsperre bei Hückeswagen im Bergischen Land vor und leitet daraus unter anderem Rahmenbedingungen für eine artenschutzgerechte Ufergestaltung ab. Die Rote Liste der in Rheinland-Pfalz und im Saarland gefährdeten Sandlaufkäfer und Laufkäfer" von Peter SCHULE, Manfred PERSOHN, Dietmar EISINGER und Stephan MAAS (24 S.) ist für Nordrhein-Westfalen vor allem im Vergleich zu der entsprechenden Liste von NRW von Peter SCHULE und Heinrich TERLUTTER interessant, die in der Zeitschrift der Gesellschaft für Angewandte Carabiodologie e. V. gerade publiziert wurde (Angewandte Carabidologie 1(1998): 51-62).

Die Festschrift wird beschlossen durch die 70 Seiten starke, aus dem Rahmen der übrigen Beiträge fallende, wissenschaftssoziologische Analyse der Amateurkoleopterologie von Frank KÖHLER. Es handelt sich um die überarbeitete Version der Diplom-Arbeit des Autors. In diese breit angelegte Arbeit kann man sich mit Gewinn vertiefen (die kritischen Anmerkungen über die Beziehungen zu den staatlichen Organen des Naturschutzes" sollten nicht nur den Rezensenten nachdenklich stimmen). 

Die Beiträge zur Käferfauna" sind eine Bereicherung für alle faunistisch und ökologisch interessierten Käferforscher (ob Amateur oder nicht), eine gehaltvolle Arheitsbasis für Naturschutzbüros und sollten auch in den Bibliotheken der Naturschutzbehörden der rheinischen Kreise Nordrhein-Westfalens nicht fehlen. 

Das Werk ist zu beziehen über den Naturhistorischen Verein, Nußallee 15a, D-53115 Bonn. 

U.Wasner 

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